Das Metaverse: Utopie oder doch schon bald Realität?
Heute können wir uns eine Welt ohne Internet kaum noch vorstellen. Eine stabile WLAN-Verbindung ist fast schon ein Grundbedürfnis in unserem täglichen Leben. Doch haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass das Internet, wie wir es kennen, nur eine Zwischenstufe sein könnte? Es gibt Überlegungen, dass sich das Internet in naher Zukunft weiterentwickeln könnte, in Richtung des sogenannten Metaverse.
Das Metaverse ist eine Art virtuelles Universum, in dem wir nicht nur passiv durchs Internet surfen, sondern aktiv teilhaben und interagieren können. Mit Hilfe von 3-D Brillen können wir individuelle Avatare erschaffen und in einer virtuellen Welt leben, die der Realität erstaunlich ähnlich sieht. Obwohl das Metaverse aktuell noch in den Anfängen steckt, gibt es bereits erste Entwicklungen und Projekte, die darauf abzielen, diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Ob das Metaverse jedoch tatsächlich eine Zukunft hat und welche Auswirkungen es auf unsere Gesellschaft haben wird, bleibt abzuwarten.
In diesem Blogartikel beschäftigen wir uns kritisch mit den größten technischen Herausforderungen auf dem Weg zum Metaverse. Lassen Sie uns jedoch zunächst einen Blick auf die Idee des Metaverse und seine Entstehungsgeschichte werfen.
Die Geschichte der Metaverse-Idee
Das Wort „Metaverse“ stammt ursprünglich aus einem Science-Fiction-Roman aus dem Jahr 1992 namens „Snow Crash“ von Neal Stephenson. Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, hatte im Juli 2021 angekündigt, dass er seine Social-Media-Plattformen zu einem „Metaverse-Unternehmen“ weiterentwickeln wird und hat das Unternehmen sogar in „Meta Platforms“ umbenannt. Der Gedanke an eine interaktive virtuelle Welt hat die Menschen jedoch schon seit längerer Zeit fasziniert. Beispiele dafür sind Ray Bradburys Kurzgeschichte „The Veldt“ aus dem Jahr 1950, William Gibsons Roman „Neuromancer“ von 1984, in dem er den Begriff „Cyberspace“ prägte und Ernest Clines „Ready Player One“ von 2011, in dem die immersive virtuelle Realität „The Oasis“ der Hauptaufenthaltsort des Protagonisten ist.
Wie das echte Metaverse im Detail aussehen wird, weiß bislang noch niemand so richtig. Ein paar fundamentale Strukturen sind jedoch schon bekannt.
Sicher ist, dass das Metaverse virtuelle 3D-Welten enthalten wird. Diese Welten können entweder reale Orte eins zu eins reproduzieren, sie auf kreative Weise verändern oder komplett neue, fiktive Umgebungen schaffen. Genau wie das Internet wird auch das Metaverse unzählige virtuelle Räume enthalten, in denen sich unendlich viele Nutzer aufhalten werden. Die Dreidimensionalität dieser Welten spielt eine zentrale Rolle und wird möglicherweise ganze Lebensbereiche verändern.
Ein Beispiel, bei dem es eine wahre Revolution geben könnte, ist die Gesundheitsbranche. Ein Metaverse im Gesundheitswesen kann durch die Verwendung von digitalen Gesundheitsdaten auf intelligenten Plattformen und den Einsatz von Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und künstlicher Intelligenz (KI) künftig Diagnosemethoden, Behandlungen und Therapiemethoden optimieren.
Die Interoperabilität ist ein weiteres Merkmal des Metaverses. Nutzer sollten die Möglichkeit haben, ihre virtuellen Inhalte von einer Welt zur anderen zu übertragen.
Eine der wahrscheinlich bedeutendsten Eigenschaften des Metaverses liegt in der Gleichzeitigkeit. Der Aufenthalt im Metaverse soll flüssig und simultan sein. Kein Mensch hat Interesse an lästigen Zeitverzögerungen und eingefrorenen Bildern. Man möchte mit anderen Personen in Echtzeit kommunizieren und interagieren. Dazu müssen alle Metaverse-Nutzer in der Lage sein, riesige Datenmengen im Bruchteil einer Sekunde zu übertragen. In dieser Voraussetzung liegt die wohl größte Herausforderung in der Umsetzung des Metaverses. Nachfolgend erklären wir Ihnen, warum das so ist.
Die Datenübertragung stellt die größte Hürde für das Metaverse dar.
Um Ihnen die unvorstellbare Menge an Daten etwas anschaulicher zu machen, haben wir Ihnen ein Beispiel mitgebracht. Haben Sie schon einmal von Microsoft Flight Simulator, kurz MSFS, gehört? In diesem Flugsimulator steuern Sie ein virtuelles Flugzeug. Sie sind nicht nur für einen erfolgreichen Start und eine sichere Landung verantwortlich, sondern müssen auch mit der Flugverkehrskontrolle kommunizieren, den Treibstoff regelmäßig kontrollieren und die Flugroute einhalten. Was den von Microsoft entwickelten Simulator so besonders macht, ist die detailreiche Spielumgebung, die 1:1 den Dimensionen der Erde entspricht und 1,5 Milliarden Gebäude, 2 Billionen individuell gestaltete Bäume und alle Straßen und Landschaften enthält, die man auch in der realen Welt findet. Die Rechenleistung, die für so viele Details notwendig ist, ist enorm!
Allein die virtuelle Karte von MSFS umfasst ein Datenvolumen von 2,5 Petabytes, was 2,5 Millionen Gigabytes entspricht. Diese Menge an Daten ist unendlich viel größer als das, was auf ein einzelnes Endgerät gespeichert werden kann. Daher ist MSFS ein Online-Spiel, bei dem die gigantischen Datenmengen auf den Servern von Microsoft gespeichert sind. Als Nutzer lädt man sich nicht die vollständige Karte herunter, sondern immer nur den Teil, den man gerade durchfliegt. Interessant ist, dass die virtuelle Flugumgebung in Echtzeit an tatsächliche Wetterverhältnisse angepasst wird, wie Windgeschwindigkeiten, Niederschläge und sogar die Flugverkehrslagen, die auf Basis der realen Werte angepasst werden.
Das Spiel ist maximal realistisch aufgebaut, das bedeutet, dass die Distanzen in normaler Fluggeschwindigkeit zurückgelegt werden. Die Server müssen daher immer nur bestimmte Teile des gesamten Datenvolumens übertragen. Und genau diese Aufsplittung von bestimmten Teilen funktioniert im Metaverse nicht mehr. Die Erwartungshaltung an das Metaverse ist, dass jeder einzelne User zu jeder Zeit freie Entscheidungen treffen kann und dass sich die Umgebung in Echtzeitgeschwindigkeit an eben genau diese Entscheidungen anpasst – das ist datentechnisch gesehen eine gigantische Herausforderung!
Eine ultra-niedrige Latenz, also eine minimal verzögerte Übertragung von Daten, ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Echtzeitinteraktion im Metaverse.
Unser Internet ist heutzutage zwar sehr schnell, aber es gibt ortsbedingte Unterschiede in der Leistungsfähigkeit. Dies liegt an der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte und der verwendeten Infrastruktur. Ein Glasfaserkabel ist zum Beispiel deutlich leistungsfähiger als ein Kupferkabel. Diese Unterschiede können bei der Echtzeit-Kommunikation zu Problemen führen. Für eine realistische Interaktion sind Feinheiten in der nonverbalen Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Niemand möchte durch eine ungleichmäßige Datenübertragung gestört werden. Das bedeutet, dass die Datenübertragung in Zukunft noch schneller werden muss. Die Lösung dieses Problems ist jedoch nicht einfach: Es müssen bessere Kabel entwickelt und weltweit verlegt werden, was viel Zeit und Kosten erfordert. Latenz ist nur eine von vielen Herausforderungen, die es auf dem Weg zu einem funktionierenden Metaverse zu überwinden gilt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis das Metaverse wirklich Realität wird. Trotzdem wollen wir uns anschauen, wie sich die Welt und unser Alltag durch das Metaverse verändern könnten.
Ein kurzer Blick in die Zukunft
Wie bereits erwähnt, kann das Metaverse den Gesundheitsbereich stark verändern. Es kann jedoch auch Auswirkungen auf viele andere Bereiche des Lebens haben. Beispielsweise kann es den Sport revolutionieren. Sportler können bereits heute durch virtuelle Landschaften radeln oder Punkte in virtuellen Fitness-Games sammeln. Auch das Thema Dating könnte sich verändern. Stellen Sie sich vor, dass wir in Zukunft potenzielle Partner nicht mehr nach oberflächlichen Merkmalen bewerten, sondern sie bei einem virtuellen Abendessen unverbindlich kennenlernen könnten. Das Metaverse kann unzählige Bereiche unseres Lebens beeinflussen.
Die virtuelle Technologie befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase und kann aktuell noch nicht die Funktionalität von Smartphones und Videospielkonsolen ersetzen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich dies in Zukunft ändern wird.
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